Vom 25. bis 27. Juni waren wir zum ersten Mal auf der IALD Enlighten Conference und freuen uns sehr, jetzt Mitglied der IALD-Community zu sein. Wir wollen die Themen, die für Lichtdesigner und -ingenieure am wichtigsten sind, besser verstehen – insbesondere, was sie bei ihrer Arbeit inspiriert und mit welchen Herausforderungen sie in ihrem Beruf konfrontiert sind. Und wie DIALux ist auch die IALD weltweit aktiv, was uns einen Überblick über den Licht-Profession verschafft, der nicht auf Europa beschränkt ist.
In Valencia trafen wir auf eine sehr engagierte Community von Fachleuten, die sich aktiv mit den Herausforderungen des technologischen Fortschritts, des Klimawandels und der sich wandelnden kulturellen Gegebenheiten auseinandersetzen. Besonders beeindruckt hat uns die ansteckende Leidenschaft für ihr Handwerk, gepaart mit einem tiefen Reflektieren über die Zukunft des Lichtdesigns.
Diese drei Tage hallen noch immer intensiv bei uns nach: Es war eine beeindruckende Erfahrung, in die inspirierende, energiegeladene Atmosphäre der IALD-Community einzutauchen. Wir haben viele großartige Menschen kennengelernt und waren von der hervorragenden Qualität der Vorträge und Diskussionen äußerst beeindruckt. Hier ist ein kurzer Überblick für alle, die nicht in Valencia dabei sein konnten.
Licht und urbanes Leben
In seinem Vortrag zeigte Gary Thornton, Direktor des Architekturbüros Nulty, wie sorgfältig geplante Stadtbeleuchtung funktionale Anforderungen erfüllen und aktiv zum Wohlbefinden und zur emotionalen Gesundheit der Stadtbewohner beitragen kann. Er erläuterte konkrete Beispiele für Städte, in denen Lichtmasterpläne erfolgreich umgesetzt wurden, um Gemeinschaft, soziale Interaktion und psychische Gesundheit zu fördern. Virginie Nicolas, Lichtplanerin bei der Pariser Agentur Concepto, ergänzte diesen Ansatz mit wichtigen Erkenntnissen zum Schutz städtischer Flora und Fauna. Sie präsentierte detaillierte Untersuchungen dazu, wie künstliche nächtliche Beleuchtung Stadtbäume negativ beeinflusst, und schlug innovative Strategien zum nachhaltigen Schutz von Pflanzen vor. Katja Schiebler und Arne Hülsmann, beide vom Büro Andres + Partner, ergänzten dieses Thema mit inspirierenden Fallstudien, die zeigten, wie reflektiertes Tageslicht in Kombination mit dem gezielten Einsatz von Materialien und Designansätzen sowohl die ökologische Nachhaltigkeit als auch die architektonische Schönheit städtischer Räume deutlich verbessern kann.

Wahrnehmung und Philosophie
Kevan Shaw, Design Director bei EFLA | Kevan Shaw Lighting Design, lud das Publikum zu einer lebhaften Diskussion über die Wahrnehmung und Realität von Licht ein. Anhand historischer und zeitgenössischer philosophischer Ansätze zeigte er, wie die visuelle Wahrnehmung unser Verständnis von Licht prägt, und schlug vor, eine neue, zeitgemäße Philosophie des Lichts für Designer zu entwickeln. Juan Ferrari, Projektleiter bei Hoare Lea, griff diesen Gedanken auf und verband Lichtdesign mit Platons Philosophie von Zeit und Ewigkeit. Anhand verschiedener Fallstudien zeigte er, wie bewusste Lichtgestaltung Zeit erfahrbar machen und Räumen dadurch eine tiefere Bedeutung verleihen kann. Clementine Fletcher-Smith, Partnerin bei Speirs Major Light Architecture, bereicherte die Debatte mit der ungewöhnlichen Idee, dass Licht auch „schwer“ wirken könne. Anhand von Projekten demonstrierte sie eindrucksvoll, wie Licht eine emotionale und psychologische Präsenz schafft, die die Wirkung von Architektur entscheidend verändert.

Technologie und Innovation
Foad Shafighi, Senior Lighting Designer bei HGA, begeisterte das Publikum mit praktischen Einblicken in KI-Tools, die den Arbeitsprozess von Lichtplanenden grundlegend verbessern können. Er demonstrierte, wie KI-gestützte Systeme Designprozesse unterstützen und beschleunigen, indem sie Aufgaben wie Recherche und Konzeptvisualisierung übernehmen und so mehr Freiraum für Kreativität schaffen. James Simpson, Direktor bei Cooper Candle, öffnete dem Publikum die Augen für die Zukunft des Lichtdesigns in virtuellen Welten, insbesondere im Metaverse. Anhand faszinierender Beispiele aus virtuellen Projekten zeigte er, wie fortschrittliche Gaming-Technologien wie etwa die Unreal Engine neue, grenzenlose Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen. Mark Lloyd, Technologe, Leiter und Investor der Gillard Group, forderte das Publikum mit einem zum Nachdenken anregenden Ausblick auf aktuelle technologische Entwicklungen heraus und drängte Lichtplanende ihre Rolle neu zu definieren und innovative Geschäftschancen zu nutzen. „Denkt über Licht nach. Nicht über Beleuchtung.“

Gesundheit und Human Centric Design
Willie Duggan, Geschäftsführer von Willie Duggan Lighting, plädierte leidenschaftlich für eine Neuausrichtung des Lichtdesigns, die Gesundheitsaspekte stärker berücksichtigt, insbesondere circadiane Rhythmen und die langfristigen Folgen von künstlichem Licht. Er präsentierte überzeugende wissenschaftliche Daten, die die entscheidende Bedeutung der richtigen Beleuchtung für die Gesundheit belegen. Flick Ansell, stellvertretende Direktorin bei AECOM, ergänzte diesen Ansatz mit wichtigen Forschungsergebnissen zum Lichtdesign für neurodiverse Nutzergruppen. Ansell zeigte anschaulich, wie bestimmte Lichtverhältnisse das Verhalten und Wohlbefinden sowohl von neurodivergenten als auch von neurotypischen Menschen verbessern können. Dr. Shelley James, „The Light Lady“, vertiefte dieses Thema und zeigte den faszinierenden Zusammenhang zwischen Neuroarchitektur und intelligentem Lichtdesign auf. An praktischen Beispielen verdeutlichte sie, wie Licht genutzt werden kann, um Räume zu schaffen, die geistige Klarheit, Konzentration und emotionale Balance fördern. Veronika Mayerböck, Lichtplanerin und Architektin aus Wien, brachte eine innovative Perspektive auf die Wahrnehmung und körperliche Erfahrung von Licht in die Diskussion ein. Anhand ihres Konzepts „Sensing Space” erklärte sie, wie eine ganzheitliche, körperorientierte Wahrnehmung die Gestaltung von Lichtlösungen beeinflusst. Mit inspirierenden Beispielen aus ihren Lehrprojekten zeigte sie, wie Lichtdesign nicht nur den Sehsinn, sondern den ganzen Körper anspricht und damit neue Möglichkeiten für ganzheitliche und empathische Gestaltungsprozesse eröffnet.

Kreativität und Praxis im Lichtdesign
Lisa Dukić, Lichtplanerin aus Österreich, nahm die Zuhörer mit auf eine spannende Entdeckungsreise in die Welt der Theaterbeleuchtung und zeigte anschaulich, wie kreative Techniken aus dem Theater auf die Architekturbeleuchtung übertragen werden können. Anhand zahlreicher Beispiele illustrierte sie, wie Farbe, Schatten, Muster und dynamische Steuerungen in architektonischen Räumen Atmosphären erzeugen und emotionale Geschichten erzählen können. Till Armbrüster und Sebastian Hepting vertieften dieses Thema und zeigten, wie dynamische und farbige Beleuchtung die Raumwahrnehmung subtil und nachhaltig verändern kann. Ihre Beispiele reichten von einfachen, poetischen Lösungen bis hin zu komplexen, technologisch anspruchsvollen Installationen. Ziad Fattouh, Managing Director bei Delta Lighting Design, und Erin Denkovska, Senior Associate im selben Unternehmen, inspirierten das Publikum mit einem spielerischen und experimentellen Ansatz für Gestaltungsprozesse. Sie zeigten überzeugend, dass der Mut zu Fehlern und kreatives Ausprobieren entscheidend sind, um innovative und überraschende Lichtlösungen zu entwickeln, die weit über herkömmliche Ansätze hinausgehen. Als Ergebnis dieser Herangehensweise stellten sie beeindruckende Projekte vor, die eine außergewöhnliche Sensibilität für Atmosphäre und Lichtqualität erkennen ließen.
(Titelbild © IALD; Aufnahme von Santiago Vidal, VISUUA.)